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Antigone

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Klassische Tragödie von Sophokles im Volkstheater in nicht ganz so klassischer Umsetzung.


Siehe auch: Antigone


Antigone:  Zu lieben, nicht zu hassen bin ich da.

Handlung

Die Handlung dürfte zumindest in Ansätzen den meisten geläufig sein, dennoch ein kurzer Umriss:

Die Tragödie spielt um den Konflikt zwischen Antigone und ihrem Onkel – dem König von Theben, Kreon. Kreon verbietet die Bestattung von Antigones Bruder Polyneikes, der im Krieg gegen die eigene Stadt gefallen ist. In der Theorie hat Antigone in Ismene nicht nur eine Schwester, sondern auch eine Freundin, die ebenso das Gesetz der Götter der Unterwelt fürchtet, denen zufolge Polyneikes unbedingt bestattet werden muss. In der Praxis reicht diese Verbindung aber nicht für eine gemeinsame Aktion, sich dem Befehl des Herrschers zu widersetzen und Polyneikes zu begraben. Antigone jedoch ignoriert die Warnungen und den Rückzug ihrer Schwester und will ihren Bruder begraben. Sie wird bei dem Versuch ertappt und von Kreon zum Tode verurteilt. An der Stelle kommt ihr Verlobter Haimon – Kreons Sohn und Antigones Verlobte – ins Spiel. Haimon versucht, seinen Vater umzustimmen, was ihm jedoch nicht gelingt, sondern nur in einen heftigen Streit ausartet. Erst die Warnungen des Sehers Teiresias, der Kreon Unheil prophezeit, sollte er die Gesetze der Götter missachten und Antigone tatsächlich mit dem Tod bestrafen, haben Erfolg. Kreon stimmt zu, Antigone aus ihrer Gruft, in der sie sterben sollte, zu holen. Seine Einsicht kommt jedoch zu spät – Antigone hat sich selbst getötet, ihrem Selbstmord folgt auch Haimon, ihr Verlobter.

Kritik

Im Grunde genommen ist Antigone eigentlich für Intendanten und Schauspieler ein gefälliges Werk. Der Handlungsstrang an sich ist stark, die Themen groß: Ideale, weltliches Gesetz vs. Gesetz der Götter, Familie, Tod, Opfer, Macht, Liebe etc. Ich bin der Meinung, man muss sich deutlich mehr Mühe geben, mit der Textvorlage von “Antigone” auf der Bühne zu versagen als ein gutes Stück auf die Beine zu stellen. Sophokles hat in seinem Text alles vorgelegt, was man braucht, um ihn befriedigend, mit etwas Kreativität und Anstrengung sogar sehr gut, zu präsentieren. Leider hat der Regisseur – Stephan Müller – es doch geschafft, mich zu enttäuschen. Antigone ist eine von mir schwer bewunderte Figur, sie ist die Idealistin schlechthin. Dafür hat man Theater, um Ideale umgesetzt zu sehen, die  in der Realität nur selten funktionieren.

Die Antigone, die im Volkstheater auf der Bühne stand, war eher eine Karikatur als eine glaubwürdige Heldin. Die Schauspielerin Andrea Wenzl kann man dafür nicht kritisieren, sie hat die Rolle, die ihr gegeben wurde, gut gespielt. Und ihr wurde eine Antigone gegeben, die viel zu extrem, zu aggressiv spricht und agiert. Sie war erfüllt von Kraft und Durchsetzungswillen, meiner Ansicht nach gibt der Originaltext das nicht her. Antigone in der klassichen Tragödie ist eine Heldin, die es nicht darauf anlegt, eine zu sein. Sie ist konsequent und will auch um den Preis des Todes das tun, was sie als richtig erachtet, aber sie ist nicht die starke und aggressive Rebellin, die uns im Volkstheater präsentiert wurde. Die Figur war für meinen Geschmack definitiv überzeichnet. Auch andere hinterlassen die Frage “Ernsthaft jetzt?”; zum Beispiel ist der Wächter, Überbringer der (hauptsächlich schlechten) Nachrichten, eher eine Witzfigur; der weise Seher Teiresias ein nerviger Klugscheißer. So etwas sollte bei aller Liebe zur Experimentierfreude nicht sein.

Weiterer Kritikpunkt: Am “Chor” wurde stark herumexperimentiert. Moderne Elemente müssen passen und dieses Element der herumspringenden Choristen mit Bewegungen (und Elementen) wie aus dem Dschungelcamp oder aus dem neuesten Broadway-Musical mit dem Titel “Ich will den Mythos Tanz ganz neu erfinden” passte gar nicht. Die Bearbeitung des Textes war nicht übel, wenn man den Text von Sophokles dem modernen Publikum zugänglicher machen wollte, ist das schon gelungen – wieder bis auf die Chorsänger, deren “Text” ausschließlich aus dschungelähnlichen Lauten bestand.

Zum Bühnenbild – nun ja, auch das wollte modern sein. Karg, schlicht, im Grunde genommen war keines da. Einen sehr guten Ansatz, der mich diesbezüglich stark besänftigt hat, gab das Programmheft her. In einem sehr interessanten Interview mit dem Bühnenbildner erläuterte dieser, dass ein karges Bühnenbild nicht unbedingt schwierig sei. Wenn das Stück selbst für sich sprechen könne, die Schauspieler und Regie wirklich gut seien, dann müsse kein Bühnenbild noch extra überzeugen und eventuell ablenken. Diese Unterstützung wäre dann nicht mehr nötig. Prinzipiell gefällt mir der Gedanke, da allerdings der Rest vom Stück mich nicht überzeugt hat, ist diese Mission leider fehlgeschlagen.

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Randnotiz

Auch aus dem Programmheft: Lebendig eingemauert werden wie Antigone – ein grauenhafter Tod./ Kann sich bis zu 52 Stunden hinziehen./ Sie findet Haimon, ihren Verlobten, Sohn des Kren, in der Grabkammer schon vor?/ Auf ewig vereint. König Kreon erfährt erst 14 Tage später von dem Unfall. Er hat seinen Sohn in Theben und Umland überall suchen lassen./ Und wie fanden sie ihn im Grab, das doch auf Dauer verschlossen ist?

Photo © Christoph Sebastian

2 Gedanken zu „Antigone“

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